17. Mai 2024

Management auf den Punkt gebracht!

Informationsverweigerung

Angenommen, Ihnen bietet jemand Informationen über Ihre persönliche Lebenserwartung an. Oder wie andere Sie einschätzen. Oder wie viel Zeit Sie mit Ablenkungen am Arbeitsplatz verschwenden. Würden Sie diese haben wollen? Studien zeigen, dass wir manches gar nicht wissen möchten. Warum?

Tatsächlich haben Forscher sich der Frage gewidmet, dazu über 2.000 Menschen befragt (Was wir nicht wissen wollen) und wollten von ihnen zu verschiedenen Themen wissen, ob sie Informationen haben wollten oder lieber nicht. Es ging dabei nicht um Informationen über Geschehnisse in der Welt. Da hat uns ja schon Rolf Dobelli empfohlen, diese lieber auszublenden um am besten gar keine Nachrichten mehr zu konsumieren. Warum, so die Argumentation, sollten wir uns mit Dingen belasten, die wir persönlich gar nicht beeinflussen können?


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Es geht um Dinge, die uns tatsächlich helfen könnten, andere und vielleicht bessere Entscheidungen zu treffen. Wie zum Beispiel die Information, wie andere unsere Stärken und Schwächen einschätzen. Ich kann mich gut an den Fall erinnern, wo eine Führungskraft einem Kollegen angeboten hat, ihm seine Beobachtungen über den Umgang mit den Mitarbeitern und deren Reaktion mitzuteilen. Was dieser umgehend abgelehnt hat. Warum könnten Menschen solche Informationen verweigern? Da fällt uns sofort etwas ein, oder? Es fühlt sich nicht gut an zu erfahren, welche Schwächen man hat.

Und wie ist es zum Beispiel mit der Frage: Möchten Sie erfahren, wo Sie bezüglich Ihrer Altersvorsorge im Vergleich zu restlichen Bevölkerung stehen? Warum will man das nicht wissen? Schon nachvollziehbarer ist die Informationsverweigerung zur Frage, wie es mit der eigenen Lebenserwartung aussieht – da könnte man in der Tat die Haltung haben, ich möchte mich damit nicht belasten und werde auch nichts anders machen, wenn ich erfahren, dass mir nur noch ein Jahr bleibt. Und dann stimmt das vielleicht nicht einmal…

Es läuft darauf hinaus, dass wir Informationen ablehnen, die vielleicht schwierige Entscheidungen notwendig machen. Wenn ich erfahre, welche Schwächen andere an mir wahrnehmen – unternehme ich dann etwas oder lebe damit? Wenn ich weiß, dass ich finanziell schlechter auf das Alter vorbereitet bin – ändere ich meinen Plan? Und was, wenn ich erfahre, dass meine Lebenswartung niedriger ist als erhofft – führe ich dann ein anderes Leben?

Die Forscher haben den Zusammenhang zwischen der Bereitschaft, solche Informationen zu bekommen, und Persönlichkeitseigenschaften untersucht. Risikobereite und neugierige Menschen sind eher bereit, diese Informationen zu erhalten, aber der Zusammenhang ist schwach. Es scheint eher ein eigenes Persönlichkeitskonstrukt zu sein. Eine Hypothese lautet: Wir hören ungern Dinge, die unserem Selbstbild schaden könnten.

Was schon nachvollziehbar ist: Wir haben ein bestimmtes Bild von uns entwickelt und halten dieses möglichst aufrecht. Wäre ja auch ungemein anstrengend, es ständig anzupassen. Wenngleich auch sicher spannend und nicht ohne Reiz. Aber nicht jeder mag diese Aussicht auf Veränderung, die mitunter sicher schmerzhaft ist – man stelle sich nur vor, wir erfahren wirklich etwas über unsere reale Lebenserwartung. Das Wissen zu haben und dann aktiv zu entscheiden, andere Dinge zu machen oder Dinge anders zu machen oder alles zu lassen wie es ist und dann mit dem Wissen zu leben, ist gewiss nicht einfach.

Bleibt für jeden von uns also die offene Frage: Wie viel möchte ich über mich selbst wissen? Coaching und Therapie sind Gelegenheiten, mehr zu erfahren und dabei – hoffentlich – kompetent begleitet zu werden.

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